Die Heidelbeere woher stammt die Beere?

Die Heidelbeeren, die wir bei uns auf dem Betrieb anbauen, sind ausschließlich Kulturheidelbeeren. Der Begriff „Kulturheidelbeere“ ist ein Kunstbegriff, der aus den Anfängen der Heidelbeerzüchtung stammt. Durch den Begriff „Kultur“ wird deutlich, dass diese Pflanzen durch züchterisches Geschick hervorgebracht wurden. So schrieb Coville im Jahr 1912: „The Taming of the Wild Blueberries“, womit er ausdrückte, dass die wild wachsende Heidelbeere gezähmt wurde.

Außerdem ist die Kulturheidelbeere im Vergleich zum Apfel eine sehr neue Züchtung. Frederic Vernon Coville begann Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Züchtung von Heidelbeeren und konzentrierte sich dabei hauptsächlich auf die in Nordamerika vorkommende Art Vaccinium corymbosum. Zu seinen bekanntesten Sorten zählt die Sorte „Dixi“, die auch auf unseren Plantagen vertreten ist. Neben Coville gab es noch weitere bedeutende Züchter, darunter Elizabeth Coleman White, George Darrow und Arlen Draper. Um diese Pioniere zu ehren, wurden später Sorten nach ihnen benannt. So finden sich auf unseren Plantagen auch die Sorten „Coville“, „Elizabeth“, „Darrow“ und „Draper“.

Nachdem die Kulturheidelbeere in Amerika erste Erfolge erzielte, wurde ein Deutscher auf die amerikanische Heidelbeere aufmerksam: Dr. Wilhelm Heermann. Zwischen den beiden Weltkriegen begann er mit eigenen Züchtungen. Schon damals erkannte er das große Potenzial im Anbau der Heidelbeere, da die deutsche Beerenindustrie zu seiner Zeit auf Importe angewiesen war (Heermann 1931). Aus seiner Züchtung entstanden Sorten wie „Gretha“, „Gila“, „Ama“ und „Herma“.

Erstaunlich ist, dass die Gattung Vaccinium mehrere hundert Arten umfasst – schätzungsweise zwischen 300 und 400. Diese Tatsache wurde mir erst richtig bewusst, nachdem ich die wissenschaftlichen Artikel von Dr. Heermann gelesen hatte. In Deutschland ist die wilde Form der Heidelbeere, Vaccinium myrtillus, weit verbreitet. Allerdings ist die deutsche Waldheidelbeere im Vergleich zur Kulturheidelbeere schwer zu pflücken und schwer zu kultivieren. Dies erklärt den großen Erfolg der Kulturheidelbeere in den letzten 100 Jahren.

Nach Dr. Heermann gab es lange Zeit keine deutschen Züchtungen, bis im Jahr 2007 durch eine Kooperation zwischen dem deutschen Heidelbeer-Vermehrer Wilhelm Dierking und HortResearch die Sorte „Hortblue Poppins“ entstand. Auch diese Sorte bauen wir auf unseren Plantagen an.

Heute beschäftigen sich aktuelle Züchtungsprojekte einerseits mit noch lagerfähigeren und festeren Sorten und andererseits mit einer stärkeren Einkreuzung der deutschen Waldheidelbeere, um den roten Fruchtfleischcharakter zu erhalten. Ich bin sehr gespannt, was in den nächsten Jahren auf uns zukommen wird, und freue mich auf neue, leckere Sorten.

Worauf kommt es bei der Kultur von Heidelbeeren an?

Standort

Die Wahl des richtigen Standorts für Heidelbeerpflanzen richtet sich nach zwei Hauptfaktoren: Boden und Klima.

Boden

Heidelbeeren benötigen einen Boden mit niedrigem pH-Wert, hohem Humusgehalt, guter Drainage und gleichzeitig ausreichender Wasserspeicherkapazität. Besonders geeignet sind Niedermoorregionen sowie ehemalige Kiefernwälder auf dem Bodentyp Podsol. Auch Hochmoore eignen sich für den Anbau von Heidelbeeren, erfordern jedoch eine aufwendige Entwässerung, um eine erfolgreiche Bewirtschaftung und das Überleben der Pflanzen zu gewährleisten.

Obwohl Heidelbeeren Moorbeetpflanzen sind, vertragen sie im Sommer keine Staunässe. Auf Niedermoorstandorten ist dies meist kein Problem, da diese Böden – je nach Region – nur im Winter gelegentlich Staunässe aufweisen, im Sommer jedoch ausreichend trocken sind, um die Wurzeln mit Sauerstoff zu versorgen. Auf Waldstandorten sorgt eine ausreichend dicke Humusauflage für ideale Bedingungen. Diese speichert das Wasser hervorragend, während der darunterliegende Podsol mit seiner guten Drainagefähigkeit und seinem sauren pH-Wert zusätzlich günstige Voraussetzungen bietet.

Die Humusauflage bietet zudem einen weiteren Vorteil: Sie enthält Mykorrhizapilze, die in Symbiose mit den Heidelbeeren deren Wachstum positiv beeinflussen können. Unternehmen, die nicht auf natürliche Standorte zugreifen können, legen oft Torfdämme oder -gräben an, in denen die Heidelbeersträucher wachsen. Dies hat jedoch den Nachteil, dass der Torf auf solchen Standorten stärker zersetzt wird, sodass regelmäßig Torf nachgeliefert werden muss. Dies führt zu wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen.

Klima

Da Heidelbeeren nahezu weltweit vorkommen, gibt es für viele Klimazonen geeignete Sorten. Dennoch bleibt das hohe Wasserbedürfnis der Pflanzen ein entscheidender Faktor. Häufig müssen die Sträucher beregnet werden, insbesondere da sich die Niederschlagsverteilung im Jahresverlauf verschoben hat. Trockenperioden im Sommer können vom Boden nicht ausreichend gepuffert werden, weshalb eine zusätzliche Bewässerung unverzichtbar ist.

Neben dem Wasserbedarf spielt die durchschnittliche Temperatur eine wesentliche Rolle. Heidelbeeren benötigen eine Winterruhephase, um generatives Wachstum zu ermöglichen. Dies bedeutet, dass die Sträucher eine gewisse Anzahl an Stunden mit niedrigen Temperaturen benötigen, um Blüten und Früchte zu entwickeln. Die Sorten, die wir anbauen, benötigen zwischen 800 und 1200 Kältestunden.

Darüber hinaus variiert die Frosttoleranz je nach Sorte. Einige Pflanzen können Temperaturen bis -45 °C problemlos überstehen, während andere nur bis -20 °C widerstandsfähig sind. Bei kälteren Temperaturen können Fruchtholzschäden auftreten, und im Extremfall sterben die Pflanzen ab.

Im Frühjahr, wenn die Heidelbeeren zu blühen beginnen, wird es erneut kritisch: Die Blüten vertragen keinen Frost. Um sie zu schützen, setzen wir eine Frostschutzberegnung ein. Hierbei werden die Pflanzen mit Kreisregnern beregnet. Während das Wasser auf den Blüten gefriert, wird durch den Phasenübergang des Wassers von flüssig zu fest Wärmeenergie freigesetzt. Diese Wärme hält den Kern der Blüte über dem Gefrierpunkt. Solange der Vorgang kontinuierlich wiederholt wird, bis die Temperaturen wieder steigen, bleiben die Blüten geschützt.

Düngung

Da die Heidelbeere zum einen Salzempfindlich ist und einen niedrigen pH-Wert benötigt, sind viele Dünger nicht für die Heidelbeere geeignet. Außerdem ist es wie in den meisten Obstkulturen ausreichend, wenn der Pflanzstreifen gedüngt wird. Somit werden keine großen Mengen an Dünger benötigt. Diese Menge kann sogar noch in altanlagen gesenkt werden, denn druch den verbleib des Schnittholzes in der Plantage gibt es eine biologische Rückführung der Nährstoffe.

Schnitt

Ein großer Arbeitsaufwand bei Heidelbeeren entsteht durch den Schnitt, der idealerweise von Hand erfolgt. Durchschnittlich benötigt eine Arbeitskraft etwa 200 Stunden, um einen Hektar Heidelbeeren zu schneiden.

Was den Schnitt bei Heidelbeeren besonders aufwendig macht – im Vergleich beispielsweise zu Apfelbäumen – ist die Tatsache, dass es sich um Sträucher handelt, die sich aus der Basis verjüngen. Mit der Zeit bilden sich zahlreiche Triebe, die anfangs alle zu Gerüstästen geschnitten werden müssen. Nach einigen Jahren können jährlich alte, kräftige Triebe entfernt und durch junge Triebe ersetzt werden.

Der Schnittaufwand variiert jedoch stark je nach Sorte. Einige Sorten zeigen einen reduzierten Wuchs und benötigen weniger Schnitt. Andere wiederum entwickeln zahlreiche, aber sehr dünne Fruchtholztriebe. Es gibt auch Sorten, bei denen stark verzweigte Cluster entstehen, die nach etwa drei Jahren unproduktiv werden.

Durch regelmäßigen Schnitt wird eine kontinuierliche Fruchtgröße sichergestellt. Allerdings wird dieser Arbeitsschritt zunehmend mechanisiert, da sinkende Erlöse im Heidelbeeranbau den Arbeitsaufwand wirtschaftlich erschweren. Wir nutzen beispielsweise Heckenscheren, um die Sträucher grob vorzuschneiden. Dadurch reduziert sich der spätere Aufwand für den Handschnitt erheblich. Bei geeigneten Sorten kann so der Handschnitt in einem Jahr komplett ausgesetzt werden.

Spätestens im zweiten Jahr ist jedoch wieder ein manueller Schnitt erforderlich, um Totholz aus den Sträuchern zu entfernen. Andernfalls kann dieses als Infektionsquelle für Schadpilze dienen, die auch die Beeren befallen können. Ein ordnungsgemäßer Schnitt ist daher ein wesentlicher Baustein, um den Einsatz von Fungiziden zu minimieren oder im besten Fall ganz zu vermeiden. Dies hängt jedoch auch von anderen Faktoren ab, wie der Toleranz der Sorten gegenüber Krankheiten und den Wetterbedingungen.

“Pflanzenschutz”

Da die Heidelbeere eine flach wurzelnde Pflanze ist, steht sie in direkter Konkurrenz mit dem Kraut, das im Pflanzstreifen wächst. Um dieses Kraut zu bekämpfen, werden Herbizide eingesetzt, da eine mechanische Bekämpfung derzeit nicht möglich ist. Bei mechanischen Verfahren, wie sie etwa im Weinbau angewendet werden, würden die empfindlichen Wurzeln der Heidelbeere zu stark beschädigt.

Allerdings gibt es auch im Heidelbeeranbau Möglichkeiten zur biologischen Unkrautregulierung. Dazu gehört das regelmäßige Mähen zwischen den Pflanzen, was jedoch sehr zeitaufwendig ist. Zusätzlich können biologische Herbizide im Winter eingesetzt werden. Eine weitere Methode ist die Verwendung von Mulchauflagen, beispielsweise aus Holzhackschnitzeln, die das Unkrautwachstum zeitweise unterdrücken. Diese Mulchauflagen müssen jedoch regelmäßig erneuert werden, um ihre Wirkung zu erhalten. Die stark gestiegenen Preise für Hackschnitzel machen diese Methode zunehmend kostspielig.

Derzeit nutzen wir Herbizide zur Unkrautregulierung, reduzieren jedoch deren Einsatz durch ergänzende Mulchauflagen. Außerdem mähen wir die Pflanzstreifen regelmäßig, um den Bedarf an Herbiziden weiter zu verringern.

Langfristig planen wir, die Bewirtschaftung unserer Heidelbeerplantagen auf eine biologische Anbauweise umzustellen. Neben Herbiziden werden derzeit auch Insektizide und Fungizide eingesetzt. Beim integrierten Pflanzenschutz gilt jedoch, den Einsatz dieser Mittel auf ein Minimum zu beschränken. So müssen wir in den meisten Jahren keine Insektizide anwenden. Der Einsatz von Fungiziden ist ebenfalls gering und erfolgt in der Regel nur einmal pro Jahr.

Wir achten bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln darauf, dass diese nützlingsschonend sind. Zudem gewährleisten wir durch Laboruntersuchungen der Beeren, dass kein Risiko für die Konsumenten besteht.

Ernte

Wenn alles erfolgreich verlaufen ist, beginnt die Ernte normalerweise Anfang Juli. In den letzten Jahren wurde jedoch eine Verfrühung der Ernte beobachtet, die sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen dürfte. Es ist gut möglich, dass wir in 20 Jahren nicht mehr wie bisher durchschnittlich am 5. Juli, sondern bereits am 20. Juni mit der Ernte starten.

Bei uns wird auf zwei verschiedene Arten gepflückt. Für die Direktvermarktung werden die Heidelbeeren traditionell per Hand geerntet. Dabei werden ausschließlich reife Beeren gepflückt, die anschließend sortiert und verpackt werden. Beim Pflücken per Hand erfolgt eine selektive Ernte, bei der beschädigte und verformte Früchte direkt aussortiert werden. Diese Methode ist jedoch sehr kostenintensiv, weshalb nicht jede Woche Heidelbeeren für den Großhandel auf diese Weise geerntet werden können.

Um den Großhandel zu versorgen, nutzen wir zusätzlich eine Pflückmaschine. Diese Maschine fährt mittig über den Heidelbeerreihen und erntet die Beeren durch Vibrationen. Die Früchte fallen herunter und werden über Förderbänder in Kisten transportiert. Anschließend müssen diese Beeren aufwendiger sortiert werden. Die Sortierung und Vermarktung der Heidelbeeren erfolgt durch den Blaubeergarten.

Nicht alle Sorten eignen sich jedoch für die maschinelle Ernte. Es müssen daher zunehmend neue, festere Sorten angebaut werden. Während des Erntevorgangs darf die Temperatur nicht über 25 °C liegen, da es sonst zu starken Beschädigungen an den Beeren kommt. Dennoch ernten wir auch weniger feste Sorten mit der Maschine, diese Beeren werden jedoch als gefrostete Industrieware vermarktet.

Quelle

Für den obigen Text wurden folgende Quellen genutzt.